Raum Radiogeräte von 1945 bis Anfang der 50er Jahre, Grundig Heinzelmann, Radios produziert in Cham und in Furth i. W.
Über den Verlust an Radiogeräten in Deutschland durch Kriegseinwirkung und Zurücklassung bei heimatvertriebenen Landsleuten liegen keine Zahlen vor. Anhand der gemeldeten Rundfunkteilnehmer lassen sich jedoch Rückschlüsse ziehen. 1943 waren in ganz Deutschland ca. 15,3 Millionen Rundfunkteilnehmer registriert. 1947 waren es in den drei Westzonen und Westberlin nur noch ca. 4,7 Millionen. Es ist anhand der Zahlen leicht zu erkennen, dass in den Jahren 1945 bis ca. 1952 ein großer Ersatzbedarf an Radiogeräten bestand. Mehr als 50 % der Radiogeräte vor dem 2. Weltkrieg wurden in Berlin gefertigt. Die zum Teil unzerstört gebliebenen Produktionsstätten in den Westsektoren von Berlin, wurden von den russischen Besatzungstruppen vor dem Einzug der Westalliierten Truppen systematisch ausgeplündert und die Produktionsmittel abgebaut und abtransportiert. Zudem mangelte es in allen Besatzungszonen an Rohstoffen um in den verbliebenen einigermaßen intakten Fabriken elektronische Bauteile, Röhren und Radiogeräte herstellen zu können. Hier ein paar Zahlen: 1946 wurden ca. 120 Tausend Radiogeräte in Deutschland hergestellt, 1947 waren es ca. 236 Tausend und 1948 ca. 520 Tausend Geräte, ein Tropfen auf den heißen Stein.
Erst nach der Währungsreform am 20.06.1948 stiegen die Produktionszahlen stärker an. Viele der von 1946 bis 1949 produzierten Geräte wurden mit restlichen Bauteilen und Röhren von Wehrmachtsgeräten hergestellt. Auf besonderes Aussehen konnte oft kein Wert gelegt werden. Die Hauptsache war, man hatte ein funktionsfähiges Radiogerät. Eine Vielzahl kleiner Radiohersteller, die oft nur regionale Bedeutung hatten, entstanden. Die bekannten alten Firmen wie Telefunken, Siemens, Blaupunkt, Philips konnten erst langsam wieder eine Produktion von Radiogeräten anlaufen lassen, nachdem die schlimmsten Kriegsschäden an Gebäuden und Produktionseinrichtungen beseitigt, bzw. neue Produktionsstätten errichtet waren. Die meisten der kleinen Radiofirmen konnten sich auf dem Markt nicht behaupten und mussten wieder schließen. Die Einführung des UKW-Rundfunks, der eine neue Empfängertechnik erforderte, war hier ein wichtiger Grund. Nur eine Firma, die RVF (Radio Vertrieb Fürth), ab 1948 Grundig Radiowerke Fürth entwickelte sich rasch zum größten Unterhaltungselektronik-hersteller in Deutschland.
Der legendäre RVF »Heinzelmann«. Max Grundig brachte im Jahr 1946 einen Radiobaukasten mit dem Namen Heinzelmann auf den Markt. Damals unterlag der Verkauf von Radiogeräten strengster Bewirtschaftung. Grundig umging dieses Problem, da sein Bausatz Heinzelmann als Spielzeug eingestuft war. Er enthielt alle für ein Radio erforderlichen Teile bis auf die Röhren. Die musste sich der Käufer extra besorgen. Dies war in den Jahren 1946 bis zur Währungsreform 1948 praktisch nur auf dem Schwarzmarkt möglich.