Impressionen Cafe Nostalgie

In unserem Café Nostalgie wird die Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wieder lebendig. Die Jugendstil-Einrichtung bietet den eleganten Rahmen für ein gemütliches Zusammensitzen von bis zu 30 Personen bei Kaffee und Gebäck.

Hier startet in der Regel unsere Museumsführung, in der die Entwicklung der mechanischen Musikautomaten, die Erfindung des Phonographen durch Edison und des Grammophons durch Berliner in all ihren Facetten aufgezeigt werden. Die funktionierenden Exponate legen eindrucksvoll Zeugnis ab von einer Zeit, in der noch ein Federmotor, der mit einer Kurbel aufgezogen wurde für den Antrieb sorgte.

Mit Originalaufnahmen werden der Tenor Enrico Caruso, Kaiser Wilhelm II oder Otto von Bismark wieder lebendig, ebenso wie die Musik dieser "guten alten" Zeit. 

Der Mythos Caruso

Viele hätten ihn gern gehört, viele hätten sich gern an ihm berauscht, viele, deren Jahreseinkommen kaum die Hälfte einer Abendgage des Maestro beträgt: 10.000 Mark für einige Arien. Aber diesen vielen, denen das Schicksal den Wunsch wohl mitgegeben, aber nicht das Vermögen, diesen vielen war geholfen. Diese vielen flüchten sich zum Grammophon, zu dieser Maschine, die es ermöglicht hat, allen alles zu geben. Gerade Caruso ist ebenso ein Liebling der Grammophonhörer geworden, wie er ein Liebling der verhältnismäßig kleinen Gemeinde geworden ist, die ihn von Angesicht sehen durften. Man kann wohl sagen, gerade das Grammophon hat ihm seine wirklich große Popularität verschafft.

Und man nennt ihn nicht umsonst den Napoleon des Grammophons. Caruso im Trichter: Alles verstummt. Die Arbeit wird weggelegt, der Gott zieht über den Wolken. Die Mienen glätten sich. Das Dienstmädchen horcht an der Kuchentür, das Vögelchen im Bauer hüpft auf die unterste Stange und lauscht mit dem Kopf auf der Seite. Die Puppen der Kinder fliegen in die Ecke, Vaters Augen leuchten und Lottes Augen leuchten und Kurt ist ausnahmsweise ganz mucksstill: Caruso. Ein Zauberwort, ein Zauberer er selbst. (Aus "Sound des Jahrhunderts")

Die Exponate in der Ausstellung sind zum größten Teil funktionsfähig. Das erste mechanische Tonträgerabspielgerät mit dem der Musikliebhaber käuflich zu erwerbende bespielte Tonträger abspielen konnte war der von Edison erfundene Phonograph. Die Tonwalzen (Tonträger) wurden aus Wachs hergestellt. Sie hatten materialbedingt nur eine geringe Standzeit, d.h. sie nutzten sich mit jedem Abspielvorgang merklich ab. Sie waren auch nicht industriell zu vervielfältigen, d. h., jede Walze war ein Unikat. Dafür konnte der Phongraph nicht nur abspielen, sondern auch aufnehmen. Erst ab 1902 gelang Edison in Verbindung mit einem neuen, dauerhafteren Trägermaterial die industrielle Vervielfältigung seiner Tonwalzen.

1887 erfand der Deutschamerikaner Emil(e) Berliner das Grammophon. Das Trägermedium der Platten war zunächst Hartgummi und wurde in der Folgezeit durch Schellack ersetzt – die Schellack-Schallplatte war erfunden, die fast unverändert bis 1955 Bestand haben sollte. Die Tonqualität war im Vergleich zu den Tonwalzen besser, die Abnutzung der Schallplatte war selbst bei häufigem Abspielen geringer, vorausgesetzt vor jedem Abspielvorgang wurde eine neue Stahlnadel in die Schalldose eingesetzt. Auf eine Aufnahmevorrichtung verzichtete Berliner, der sein Grammophon und die Schallplatte als Unterhaltungsmedium sah, im Gegensatz zu Edison, der die Büronutzung im Verbund mit Fernsprecher und Schreibmaschine im Auge hatte. Edison stellte 1913 die Produktion von Schallwalzen und reinen Abspielgeräten ein und produzierte nur noch Geräte mit Aufnahmefunktion für den Bürobedarf.

Die in früherer Zeit hergestellten Schellack-Schallplatten mit 78 U/min können auf den Geräten unter Verwendung von Grammophon-Stahlnadeln abgespielt werden. Dem Besucher wird hier die Möglichkeit geboten einer Schallplattenwiedergabe, wie sie ab der Jahrhundertwende bis in die 20er- und 30er- Jahre des vorigen Jahrhunderts üblich war, zuzuhören. Die Nebengeräusche, die bei der Abtastung der Tonrillen, im mechanischen Laufwerk und im Tonarm entstehen sind ebenfalls zu hören. Die Abtastung der Schallplatten und die Tonwiedergabe erfolgen auf rein mechanisch-akustischem Weg. Der Ton wird von der Schallplattenrille mittels einer Stahlnadel mechanisch aufgenommen und in einer Schalldose, in der sich eine Glimmermembrane befindet, in akustisch hörbare Schallwellen umgewandelt. Der Trichter dient der Verstärkung der Töne, Prinzip eines einfachen Blechblasinstrumentes.

Erst Anfang der 30er Jahre kamen elektromagnetische Tonabnehmer auf den Markt. Zuerst wurden diese statt der Schalldose am Tonarm befestigt und die Töne dann elektrisch an ein Radiogerät oder Röhrenverstärker zur Tonwiedergabe weitergeleitet. Die Abtastung erfolgte weiter mit Stahlnadeln.